DAS MEER IN FREIBURG!

Das Meer und die Gezeiten

Ebbe und Flut in Freiburg

Schauen Sie sich die Strukturen in der Felswand an. Die Sandsteine, aus denen die Wand grossenteils aufgebaut ist, zeigen Schichtungen, welche einmal nach links, einmal nach rechts geneigt sind. Zwischen den Schichtungen liegen dünne, gewellte Tonlagen. Diese Strukturen haben sich durch die abwechselnden Strömungen der Gezeiten (Ebbe und Flut) gebildet. Wenn die Strömung bei steigender Flut oder fallender Ebbe stark ist, rollen die Sandkörner auf dem Meeresboden und lagern sich in Rippeln ab, während die Tone in Suspension bleiben. Wenn die Strömungsgeschwindigkeit beim Höchststand der Flut oder beim Niedrigstand der Ebbe gleich null ist, sinken die Tone ab. Wir können also postulieren, dass an der Stelle unseres Aufschlusses ein Meer war.

Heutige Rippeln bei Arcachon (Frankreich)

Fossile Rippeln in der Molasse

Flusskiesel im Sandstein

Woher kommt der Sand?

Der Aufschluss besteht aus Sandstein, d.h. aus zementiertem Sand. Im Mikroskop erkennt man Quarzkörner und Glimmer, welche durch die Erosion der Alpen entstanden sind. Als sich die Alpen falteten und aufwölbten, haben Flüsse tiefe Täler eingeschnitten und den Sand in ein flaches Meer transportiert, welches sich damals von Grenoble bis Wien erstreckte (das Molassebecken). Die Gegenwart dieses Meeres in Freiburg ist durch die Gezeitenstrukturen, aber auch durch Fossilien wie Haifischzähne und Foraminiferen (einzellige Organismen) dokumentiert. Flusskiesel und Holzreste, die man in den Sandsteinen findet, zeigen eine nahe Küste an. Dies war vor etwa 18 Millionen Jahren, während des geologischen Zeitabschnitts des Burdigals.

Ablagerung und Erosion

Nachdem der Sand durch die Flüsse ins Meer transportiert und dort von den Gezeiten hin und her gespült wurde, lagerte er sich schlussendlich ab und bildete Sandbänke. Starke Strömungen konnten diese aber auch wieder zerstören. Die schüsselförmigen Sedimentstrukturen, die man in den Molassefelsen häufig sieht, entsprechen den Vertiefungen zwischen den Bänken; deren Kämme wurden erodiert. Im Laufe der Zeit lagerte sich so eine etwa 300 m dicke Sedimentschicht ab. Nach der Überlagerung durch jüngere geologische Schichten hat der Kalk aus dem Grundwasser den Sand zu Stein zementiert.

Viel später in der geologischen Geschichte, im Quartär, wurde die Molasse durch Gletscher überfahren, welche mehrere Male vorstiessen und sich wieder zurückzogen und dabei die Landschaft formten. Nach dem letzten Rückzug hat die Saane ihr Bett in die Molasse eingeschnitten und so die schönen Felswände geschaffen, welche Freiburg seinen Charme verleihen.

Steilwand der Molasse mit Sedimentstrukturen

Frage 1

Wie tief war das Wasser, um die Bildung der Gezeitenstrukturen zu ermöglichen?

  • 0m – 5m
  • 10m – 20m
  • 50m – 100m
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Diese Strukturen bildeten sich durch Gezeitenströmungen, welche zwischen 0 und 5 Meter Wassertiefe am stärksten sind. Wie am Beispiel von Arcachon kann man bei Niedrigwasser die Rippeln trockenen Fusses beobachten.

Frage 2

Warum nennt man diesen Gesteinstyp «Molasse»?

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«Molasse» kommt vom lateinischen «mola», was Mühlstein bedeutet. Aus diesem Gesteinstyp wurden früher Mühlsteine hergestellt. Eine zweite Erklärung ist eine Herkunft vom lateinischen Wort «mollis», welches die relative Weichheit des Gesteins beschreibt.

Frage 3

Wie konnte die Saane ihren Canyon erodieren?

  • Durch Auflösung des Zements in den Sandsteinen?
  • Durch das Rollen und Schleifen der Kieselsteine im Flussbett?
  • Durch Fische, welche am Grund die Algen abfressen?
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Der ständige mechanische Impakt der Kieselsteine, die im Flussbett rollen, und der Sand im Wasser schleifen im Laufe der Zeit den unterliegenden Sandstein ab. Es wird geschätzt, dass sich die Saane durchschnittlich 5 bis 6 mm pro Jahr in den Untergrund einfrisst.

Texte: Prof. André Strasser
Illustrationen: Prof. André Strasser und rmgdesign