DAS AUENGEBIET „BOIS DU DÉVIN“

Wie das Wasser die Landschaft gestaltet

“Bois du Dévin”, ein Auengebiet von nationaler Bedeutung

Was ist eine Aue?

Eine Aue ist ein Gebiet, das wegen den Wasserstandsschwankungen eines Flusses oder eines Sees periodisch unter Wasser oder trocken liegt. In dieser Übergangszone zwischen Wasser und Land leben viele Arten. Diese Vielfalt braucht eine natürliche Hochwasserdynamik.

Gemäss Natur- und Heimatschutzgesetz bestimmt der Bund, nach Anhörung der Kantone die Biotope von nationaler Bedeutung. Die inventarisierten Auengebiete müssen also geschützt und erhalten werden. Die einheimische Fauna und Flora, sowie die für ihr Überleben unerlässlichen Elemente sollen daher gefördert werden.

Das Auengebiet “Bois du Dévin” erstreckt sich über 16 ha. Zusammen mit 17 weiteren Gebieten des Kantons Freiburg wurde es in das Inventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung aufgenommen. Flussaufwärts ist die Aue sehr naturnah geblieben. Flussabwärts wurde das Biotop durch die ARA etwas beeinträchtigt.

Wie funktioniert die Hochwasserdynamik der Ärgera?

Die Ärgera reagiert sehr empfindlich auf die Launen des Wetters. Ein grosses Gewitter reicht, um sie in einen tobenden Bach zu verwandeln. Die Kies- und Sandbänke werden dabei immer wieder umgelagert und die Ufer überschwemmt. Ist die Ärgera wieder ruhig und der Pegel wieder tiefer, kommen Restwassertümpel und Todarme zum Vorschein. Während des Niedrigwassers kann sich die Vegetation erneut entwickeln. Die quasi permanente Ummodellierung der Landschaft bei der Ärgera schafft so eine grosse Vielfalt an Lebensräumen.

swissimage, © 1998 swisstopo (DV012710)

Orthophoto 2005, © Etat de Fribourg, Service du cadastre et de la géomatique

Die zwei grossen Kiesbänke zeigen die Entwicklung der Aue zwischen 1998 und 2005. Der Fluss hat seinen Lauf mehrmals gewechselt und die Kiesbänke umgelagert. Man sieht auch, wie der Auenwald sich über das Flussbett ausgeweitet hat.

Die Ärgera, ein Zufluchtsort für viele Pflanzen- und Tierarten

Die Hochwasserdynamik erzeugt 3 sukzessive Vegetationsstadien

  1. Die Pioniervegetation befindet sich im Hauptbett. Dank sehr leistungsfähigen Wurzeln kann sie sich zwischen zwei Hochwassern installieren.
  2. Der Weichholzaue (Weiden und Erlen) befindet sich neben dem Hauptbett, auf dem kieshaltigen Boden der Terrassen.
  3. Der Hartholzaue (Esche, Ulme, Eiche) befindet sich auf den höheren und weiter entfernten Terrassen, die noch durch das Grundwasser beeinflusst sind.

Mehr als 40 Vogelarten

Mehr als 40 Vogelarten leben entlang der Ärgera. Darunter auch der Eisvogel, der sich flussaufwärts eine Bruthöhle gegraben hat. Auch den Reptilien, Fischen, Amphibien, Insekten und anderen Wirbellosen gefällt es hier besonders gut.

Die Geburtshelferkröte schätzt die sandigen und schlammigen Gebiete der Ärgera. Anderswo ist ihr Lebensraum durch menschliche Aktivitäten gefährdet. Die Art ist in der ganzen Schweiz geschützt.

Die Groppe schätzt – wie die Forelle – das kalte und sauerstoffreiche Wasser der Ärgera und auch die vielen Verstecke, die sie ihr anbietet.

Frage 1

Wieviel Prozent der einheimischen Pflanzen und Tiere finden in den schweizerischen Auengebieten einen geeigneten Lebensraum?

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Zirka 50%

Frage 2

Welche menschlichen Aktivitäten stören die Hochwasserdynamik und deshalb auch die Auengebiete?

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- Kanalisierung
- Eindämmung
- Staudämme
- Drainagen
- Waldrodung
- Bodenversiegelung
- Kiesentnahme

Frage 3

Welche Besonderheit findet man bei der Fortpflanzung der Geburtshelferkröte?

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Während der Fortpflanzungsperiode (von März bis August) lockt das Männchen in der Dämmerung mit einem Ruf - ähnlich einem Glöckchen – das Weibchen herbei. Das Männchen kümmert sich nach der Paarung auch um die Eier, indem es sie herumträgt. Sind die Larven schlüpfbereit, legt es sie in eine Pfütze.

Frage 4

Die Groppe spielt lieber Chamäleon anstatt zu flüchten. Sie verteidigt aber trotzdem ihr Territorium. Wie?

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Zur verteidigung ihres Territoriums sendet die Groppe Laute aus. Beim Zusammenziehen des Trapezmuskels komprimiert sich der Kopf, was den Kiemenraum verformt und einen Ton erzeugt.

Texte: Anne-Aymone Richard
Illustrationen: rmgdesign
Fotos: Anne-Aymone Richard, Adrian Aebischer und Michel Roggo