WALD UND TRINKWASSER
Eine alte Liebesgeschichte
Wie reinigt der Wald das Wasser?
Der Wald hat 3 sehr wichtige Bedeutungen für das Trinkwasser:
- Versickerung: Im Waldboden kann viel Regenwasser versickern.
- Reinigung: Der Wald verwertet den grössten Teil seines organischen Materials wieder (Holz, Blätter, Blüten…) und sogar einen Teil des Stickstoffs aus der Luft. Dank diesem Filtereffekt des Waldbodens gelangt nur sehr wenig Nitrat in das Grundwasser
- Schutz: Im Wald werden weder Dünger, Herbizide, noch Pestizide verwendet. Deshalb ist das Risiko für chemische Verschmutzung im Wald sehr gering.
Der Stickstoffkreislauf ist sehr komplex. Der Idealzustand ist ein Gleichgewicht zwischen dem Eintrag und der Wiederverwendung durch die Vegetation. So finden sich nur geringe Mengen Nitrat im Grundwasser.
Die Jagd nach den Nitraten
Obwohl Nitrate «natürlich» sind, gehören sie zu den grössten Verschmutzern, die man im Trinkwasser einzudämmen versucht. Sie können bei zu hoher Konzentration schädlich sein. Der gesetzliche Grenzwert von 40 mg/l muss bei allen Wasserhähnen gewährleistet sein, aber das Qualitätsziel beträgt maximal 25 mg/l.
Die Natur funktioniert in der Regel als geschlossener Kreislauf, das heisst ihre abgebauten organischen Stoffe werden durch neue Pflanzen wiederverwendet. Bei Ungleichgewichten, ungenügender Vegetation oder Überdüngung wird ein Teil des organischen Materials in Form von Nitraten über den oberirdischen Abfluss oder das Grundwasser beseitigt.
Dank der ausgezeichneten Vitalität unseres Ökosystems Wald enthält Grundwasser aus Wäldern viel weniger Nitrat als solches aus Landwirtschaftsland. Diese Vitalität wird durch den Waldbau aufrechterhalten, der den Boden und die natürlichen Zyklen respektiert.
Wie soll der Wald gepflegt werden, um sauberes Trinkwasser zu erhalten?
Laubmischwälder: In stufigen Laubmischwäldern ist die biologische Aktivität des Bodens erhöht, was eine bessere Filterung und Wiederverwertung des organischen Materials zur Folge hat. Zudem nehmen sie wegen des Blattverlusts im Herbst weniger Stickstoff auf.
Regelmässige, aber mässige Nutzung: Durch eine räumlich und zeitlich gut verteilte Holznutzung kann dem System organisches Material (Holz!) entnommen werden. Damit werden grosse Lücken verhindert, die sich negativ auf die Qualität des Grundwassers auswirken.
Naturverjüngung: Die schrittweise Verjüngung der Bestände erlaubt die Erneuerung durch standorts- und regionsangepasste Bäume, was zum Vorteil des ganzen Waldökosystems ist.
Abschnittweise Nutzung erlaubt die Verjüngung durch lokale Arten, wie die Buche, die Eiche, den Ahorn oder die Esche.
Frage 1
Welcher Waldtyp schützt das Grundwasser besser: der Laubwald oder der Nadelwald?
Aus folgenden Gründen stellt der Laubwald den besten Schutz des Grundwassers dar:
- die biologische Aktivität ist besser, weil sich die Blätter schneller abbauen als die Nadeln,
- die Wurzeln reichen viel tiefer in den Boden als diejenigen der Nadelbäume und erlauben so eine bessere Verwertung der Stoffe,
- da die Nadeln 3-5 Jahre am Baum bleiben, sammelt sich auf ihnen viel mehr Stickstoff aus der Luft an, der sich nach dem Abfallen der Nadeln im Boden ablagert.
Frage 2
Das Wasser aus dem Wald enthält weniger Nitrat als dasjenige aus Kulturlandflächen? Wievielmal weniger?
- 2x
- 5x
- 8x
Das «Wald»-Wasser enthält im Schnitt 5-10mg/l Nitrat. Da das «Agrar»-Wasser 40-100mg/l Nitrat enthält, muss es häufig gemischt werden, um den gesetzlichen Grenzwert einzuhalten.
Frage 3
Wussten Sie, dass das Wasser aus dem Wald nicht aufbereitet werden muss, bevor es ins Wassernetz eingespeist wird? Wie gross ist die jährliche Einsparung in der Schweiz?
- 8 Millionen Franken
- 80 Millionen Franken
- 800 Millionen Franken
Das «Wald»-Wasser muss nicht aufbereitet werden. Somit können 20 Rappen pro m3 eingespart werden, was pro Jahr 80 Millionen Franken ausmacht.
Texte: Robert Jenni
Fotos: Anne-Laure Besson und Vivien Pleines
Illustration: rmgdesign