WALD ERLEBEN!

Willkommen im Wald

Unter Ihren Füssen, über Ihren Köpfen… überall ist Leben

Ein kurzer Blick und ein unaufmerksames Ohr genügen nicht, um den Reichtum des Lebensraums Wald zu erfassen. Die Paletten sämtlicher Maler könnten die Farbenvielfalt, die Sie umgibt, nicht reproduzieren. Die besten Kino-Tonmeister und Flötisten vermöchten auch das Rauschen der Blätter im Wind oder das Morgenkonzert der Vögel zum Sonnenaufgang in aller Feinheit nicht nachzuahmen.

Hunderte von Tier- und Pflanzenarten beleben und verändern dieses Bild fortwährend. Vom kaum bemerkten Insekt bis zum kecken Reh leben sie alle in scheinbarer Ruhe da, wo Fressen und Gefressen-Werden die Regel ist. Der Wald – letzter Unterschlupf für zahlreiche Tiere – ist ein empfindlicher Lebensraum, dem der Mensch seit Jahrtausenden entrissen ist. Sie sind heute seine Gäste.

Blätterdecke der Voralpen, Landschaftsmosaik, Grüngürtel unserer Städte: Der Wald ist einladend, frei zugänglich, das ganze Jahr über offen, ein Angebot von Freude und Vergnügen für jedermann!

Beobachten, hören, riechen

In unserem Leben bevorzugen wir die zwei Sinne Sehen und Hören. Wir benützen in erster Linie das Auge, können wir doch mit unserem Blick wählen und festhalten, was wir sehen wollen. Das Ohr hingegen nimmt fortlaufend, oft zerstreut, die verschiedensten Geräusche des Umfelds wahr, seien diese nun harmonisch schön oder unangenehm aufdringlich. Unsere Ohren sind im Allgemeinen weniger auf etwas Bestimmtes konzentriert als unsere Augen.

Zur Entdeckung der Vielfalt der Waldmusik, versuchen Sie einmal Folgendes:

Bleiben Sie ruhig stehen, oder setzen sie Sich bequem auf den Boden (vielleicht an einen Baumstamm angelehnt), schliessen Sie die Augen und hören Sie auf die Klänge, die Sie umgeben.

  • Aus dem Norden in etwas Entfernung ist ein regelmässiges „Tactactactac“ zu vernehmen: ein Specht trommelt unermüdlich auf einen Baumstrunk.
  • Links ertönt eine Vogelstimme… und rechts, ganz in der Nähe, scheint ihr eine andere zu antworten.
  • War da, unter den Büschen, ganz in der Nähe, nicht auch ein Rascheln in den dürren Blättern?
  • Und ja! Ein diskretes Summen, ein zunehmendes Brummen! Verflixt, ein Flugzeug landet in Ecuvillens!

An jeder Abzweigung des Pfads vernehmen wir neue Geräusche. Wiederholen Sie das Experiment am Ufer eines Gewässers, in der Morgenfrühe, zu nächtlicher Stunde oder auf dem Bahnhofplatz um 18 Uhr!

Spitzen Sie Ihre Ohren! Der Wald hat tausend Klänge.

Nur eine Kleinigkeit, eine Spur…

Von Ihren Waldausflügen bringen Sie immer etwas mit nach Hause. Ein bisschen Walderde an den Schuhsohlen, ein paar Samen, die in den Kleidern hängen geblieben sind, vielleicht auch eine Zecke. Manchmal ein wenig Moos oder Efeu zur Dekoration eines festlichen Tisches, ein paar Tannzapfen für die Weihnachtszeit,… und werfen Sie noch einen Blick in die Taschen Ihrer Kinder!

Welche Spuren lassen Sie aber als Passanten im Wald?

  • Ihre Fussabdrücke neben den kaum sichtbaren Fährten der Rehe!
  • Ein paar Kuchenbrösmeli vom Zvieri! Die geflügelten Wunderfitze, die Ihnen zugeschaut haben, verzehren sie mit Appetit und Wonne.
  • Drei Blatt Abfallpapier, zwei Getränketüten, ein leeres Pommes-Chips- Säckli, eine Flasche in Scherben!

Die liegen gelassenen Abfälle im Wald sind ebenso unansehnlich wie ein Tomatenfleck auf der Bluse. Der Fleck sticht ins Auge, auf dem Stoff wie in der Natur.

Werfen Sie Ihre Abfälle nicht fort, nur Ihre schlechten Gewohnheiten!

 

Frage 1

Wer sind Sie in diesem Live- Konzert?
Gastgeiger, auf Feinheit und Einklang mit dem Ensemble bedacht?
Flötist, diskret, aufmerksam und rücksichtsvoll auf die Melodie und die anderen Musiker?
Oder Tambour, laut und ungestüm, ungeachtet der Harmonie?

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Das Reh, Sie haben es nicht bemerkt! Es ist ständig im Hinterhalt. Sein Überleben hängt davon ab. Es hat Sie schon längst gespürt und gehört. Es hat sich zurückgezogen, nicht weit weg von hier, ins Gebüsch, wo es sich vor Ihren Blicken sicher fühlt. Sobald Sie fort sind, wird es wieder seinem friedlich wachsamen Lebensrhythmus nachgehen. „Spielen“ Sie vielleicht doch die Stimme der Geige oder der Flöte. Treten Sie ein in die feine Klangwelt des Waldensembles. Kommen und staunen Sie, was Sie mit etwas Glück bemerken werden!

Texte: Charles Cottet
Illustrationen: rmgdesign